„Ein Bernstein, ein Bernstein“ ruft erfreut ein kleiner Junge, der mit seinen Eltern am Ostsee-Strand entlang einen Spaziergang gemacht hatte.
Die Nacht vorher war stürmisch, kräftige Wellen brechen sich im Sand und bringenn glitschig-grüne, glasig-braune Tanghaufen an den Strand. Eine gute Gelegenheit in diesen Tangknäulen Bernstein zu finden.
Auch die Bernsteinfischer stehen in den Wellen und fischen mit Köchern und Netzen nach den kostbaren Steinen. Wer Glück hat, dem leuchtet im Tang sonnenhell ein Sonnenstein, ein Bernstein, entgegen.
Wer kein Gold der Ostsee gefunden hat, kann die begehrten Sonnensteine auch kaufen. Dazu gibt es am Südstrand des Baltischen Meeres entlang genügen Möglichkeiten.
Die Anziehungskraft von Bernstein auf den Menschen ist groß und alt. Bereits in der Steinzeit gab es von Nord nach Süd laufende Bernstein-Straßen und Archäologen haben dort häufig Bernsteinschmuck gefunden. Dieser war vor allem in den südlichen Ländern als „Gold des Nordens“ sehr beliebt. In der Bronzezeit war Bernstein als „Träne der Sonne“, neben Salz und Rohmetall, eines der wichtigsten Handelsgüter.
Bernstein ist ein fossiles Harz, das es in vielen Ländern der Erde gibt. Bekannt sind etwa dreihundert unterschiedliche Harze, die gemeinsam unter dem Sammelbegriff Bernstein eingeordnet werden. Der Handel mit dem „Gold des Nordens“ hat seinen Schwerpunkt an der östlichen Ostsee, von der Küste des Samlandes über die Kurische Nehrung nach Klaipeda/Memel bis Palanga/Polangen.
Im Kaiserreich hatte die Firma „Stantien & Becker“ bis zur Erschöpfung am Haffufer in Juodkrante/Schwarzort Bernstein geschürft. Hier wurden 1861 Schmuckstücke aus der Steinzeit – Der Bernsteinschatz von Schwarzort – gefunden. Die Erschöpfung 1864 führte zur Verlegung des Unternehmens nach Palmnicken/Jantarnyj, auf deutsch „Bernsteinort“. Zum Gebäude des großen Jantar-Kombinates gehören ein Bernstein-Museum und ein Bernstein-Schmuckgeschäft. Die Farbe des Baltischen Bernsteins reicht von gelb bis rot und orange, von braun bis schwarz. Es gibt durchsichtige und undurchsitige Steine. Natürlich zu unterscheiden sind Bernsteine, die außen am Baum auf der Rinde aus dünnem Harz mit Einschlüssen entstanden sind, oder andere, die aus Harzansammlungen im Baum in und unter der Rinde stammen.
In Jantarnyj wird seit 1912 aus der „Blauen Erde“ (Gaukonit) im Tagebau Bernstein gewonnen. Die große Grube unterscheidet sich nicht von der zur Gewinnung von Braunkohle. Im Ort Jantanyj gibt es eine moderne Atelierwerkstatt für das „Gold des Nordens“, die in ihrer technischen Ausrüstung an ein zahntechnisches Labor erinnert.
Entlang der Südküste der Ostsee von Ribnitz-Damgarten über Gdansk/Danzig zur Samland-Küste, von Jantarnyj nach Kaliningrad/Königsberg, Svetlogorsk/Rauschen, Nida/Nidden, Klaipėda/Memel bis nach Polangen/Palanga haben wir freudestrahlende Frauenaugen beim Anblick von Bernsteinschmuck gesehen.
Nicht nur als Schmuck wurde Bernstein geschätzt. Er wurde auch in der Medizin als Pulver, in Salben und als Gerinnungshemmer am Beginn der Bluttransfusion, sowie als Babybeißring eingesetzt. Ebenso erfreut Bernsteinschnaps die Gemüter.
Das ca. 40 Millionen Jahre alte Nadelbaum-Harz des nördlichen Europas, der Bernstein schlechthin, kommt geologisch – historisch aus der gleichen Quelle: Baltischer Bernstein, Samland Bernstein, Dänischer Bernstein, Ostsee Bernstein, Ostpreußischer Bernstein und das „Gold des Nordens“
Bis zu 500 Tonnen jährlich sind in manchen Jahren gefördert worden, von denen allerdings ein kleiner Teil zur Schmuckherstellung verwendet werden konnte. (Schlee Ausstellung der Bayerischen Versicherungskammer – BERNSTEIN in Natur – und Kulturgeschichte, vom Dez. 1980 bis Jan. 1981 in München).
Der Bernstein ist dann echt, wenn er in der Flamme brennt, nach Harz riecht und im Salzwasser schwimmt. Naturfreunde schätzen Inklusen von Insekten und Samen.
Die deutsche Bezeichnung Bernstein leitet sich vom Mittelniederdeutschen börnen (brennen), beziehungsweise börnesteen ab und ist auf die auffällige Brennbarkeit dieses Steins zurückzuführen. In der Antike wurde er auch als Lyncirium (Luchsstein) bezeichnet. Man nahm an, der Harn des Luchses wäre bei starker Sonneneinstrahlung hart geworden. Der griechische Name des Bernsteins ist elektron, der römische Name electrum. Da Bernstein elektrostatisch aufgeladen werden kann, wurden früh Versuche zur Elektrizität mit Bernstein durchgeführt. Bernstein wurde daher zum Namensgeber für das Elementarteilchen Elektron und die Elektriziät. Die Römer nannten den Bernstein auch succinum („Saft“) in der richtigen Vermutung, er sei aus Baumsaft entstanden. Die germanische Bezeichnung des Bernsteins lautete nach Plinius glaes, glaesum („Glas“). Noch ein anderer Name für Bernstein ist „Gelbe Ambra“, im Englischen amber („gelb“). Gelber Bernstein!
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